Lebensmittelqualität

Anspruch ist Trumpf

Von Michael Gneuss und Katharina Lehmann · 2016

Die Deutschen legen bei Lebensmitteln immer mehr Wert auf Qualität. Amtliche Kontrollen und zunehmend auch der Druck aus den Sozialen Medien sorgen dafür, dass das, was auf den Teller kommt, tatsächlich besser wird. Dennoch bestehen immer noch Unsicherheiten bei der Beurteilung der Ware aus dem Supermarkt.

Buffet mit verschiedenen Speisen. Thema: Lebensmittelqualität
Reichhaltiges Angebot: Der Lebensmittelmarkt in Deutschland bietet viel.

Frisches und saftiges Obst aus heimischem Anbau, Biomilch von Kühen, die auf grünen Weiden grasen und Brot, das nach jahrhundertealter Tradition gebacken wird – die Deutschen setzen hohe Maßstäbe an das, was auf den Teller kommt. Studien belegen das. Zum Beispiel kam die „Nestlé Studie 2016 – So is(s)t Deutschland“ zum Ergebnis, dass rund 53 Prozent der Verbraucher hierzulande beim Lebensmitteleinkauf vor allem Wert auf die Qualität legen.

Aber woran lässt sich eigentlich die Qualität unserer Lebensmittel erkennen? Nestlé hat im Rahmen der Studie, für die 4000 Deutsche im Alter zwischen 14 und 74 Jahren befragt wurden, herausgefunden, was für Verbraucher Kennzeichen einer hohen Lebensmittelqualität ist. Resultat: Für 70 Prozent der Konsumenten ist das vor allem der gute Geschmack. Auf Platz zwei kam die Lebensmittelsicherung, die für 63 Prozent wichtig ist. Auf Natürlichkeit ohne Geschmacksverstärker und künstliche Aromen legen 55 Prozent der Befragten Wert. Ethische Kriterien wie eine artgerechte Tierhaltung und eine gentechnikfreie Herstellung gehören für jeweils 53 Prozent der Umfrageteilnehmer zu den wichtigen Qualitätsmerkmalen. „Das gute Gewissen kauft mit“, kommentiert Katja Popanda, Leiterin der Nestlé-Marktforschung, die Ergebnisse.

Dafür sind die Deutschen auch bereit, mehr Geld auszugeben. 46 Prozent der Befragten betonten, einen höheren Preis für eine artgerechte Tierhaltung zahlen zu wollen. Zum Vergleich: Bei einer früheren Befragung aus dem Jahr 2011 waren es nur 34 Prozent. Die Ausgabebereitschaft für gentechnikfreie Lebensmittel stieg im gleichen Zeitraum von 28 auf 38 Prozent. Deutlich mehr ausgeben würden 32 Prozent der Verbraucher heute auch für regionale Lebensmittel, 29 Prozent für Lebensmittel ohne künstliche Zusatzstoffe und 26 Prozent für Bio-Lebensmittel. Besonders beeindruckt die Entwicklung bei Lebensmitteln aus fairem Handel: Nachdem 2011 nur 16 Prozent dieser soziale Aspekt mehr Geld wert war, gilt das heute für mehr als doppelt so viele (35 Prozent).

Qualität ist schwer zu erkennen

Tatsächlich fühlen sich viele Verbraucher (42 Prozent) unsicher bei der Prüfung und Bewertung eines Lebensmittels hinsichtlich der Qualität. Das ergab eine Studie der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen Icon Added Value. Unter den 58 Prozent derjenigen, die ihre Lebensmittelkompetenz als hoch oder sehr hoch einschätzen, finden sich vor allem Menschen, die vorrangig in Bioläden einkaufen oder Wert auf Regionalität oder Umweltverträglichkeit legen.
Mit 48 Prozent meint zudem knapp die Hälfte der Befragten, dass sie bei der Lebensmittelkennzeichnung getäuscht werden. Mit Abstand am sichersten fühlen sich die Verbraucher beim Kauf von abgepackten haltbaren Produkten. Tiefkühlprodukte werden als nur unwesentlich sicherer empfunden als frische Produkte. Das verwundert nicht, denn die wichtigste Informationsquelle für Verbraucher ist nach wie vor die Verpackung: Während 68 Prozent der Deutschen Angaben direkt am Produkt nützlich finden, erachten nur 29 Prozent diejenigen Hinweise für sinnvoll, die am Point of Sale – zum Beispiel über einen QR-Code – abrufbar sind. Wichtig dabei sind vor allem das Mindesthaltbarkeitsdatum sowie die Marke des Produkts. Überhaupt wünschen sich ganze 77 Prozent der Befragten einen transparenteren Umgang mit Lebensmitteln – und verstehen darunter ganz konkret gut geschulte Verkäufer, Zutatenlisten ohne Fachausdrücke und möglichst wenige Inhaltsstoffe.

Sicher genießen

Insgesamt beurteilen 65 Prozent der befragten Verbraucher die Lebensmittelsicherheit in Deutschland als gut oder sehr gut. Und das zu Recht. Denn die Standards für Nahrungs- und Genussmittel sind hoch in Deutschland: Die Behörden kontrollieren regelmäßig Betriebe, die Schlachtvieh halten oder Lebensmittel herstellen, bearbeiten oder verkaufen. Sie prüfen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, ob die hygienischen Standards erfüllt, die Waren richtig gekennzeichnet und die Lebensmittel frei von Schadstoffen und Verunreinigungen sind. Dazu lassen sie Lebensmittelproben in amtlichen Labors untersuchen.
So untersucht das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittel­sicherheit (BVL) regelmäßig Nah­rungsmittel und seit 2010 auch Kosmetika auf nicht erwünschte ­Stoffe wie Rückstände von Pflan­z­enschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln, Schwer­metallen, Mykotoxinen und anderen Kontaminanten und veröffentlicht die Ergebnisse im Lebensmittel-Monitoring. Das letzte Monitoring liegt für das Jahr 2014 vor: In jenem Jahr hatte das BVL insgesamt 382.304 Proben untersucht. Bei 11,6 Prozent dieser Proben hatten die Kontrolleure etwas zu beanstanden. Damit ist der Anteil der Beanstandungen in den vergangenen zehn Jahren stetig gesunken. Zum Vergleich: 2005 wurden noch 15,5 Prozent aller Proben beanstandet. Etwas mehr als die Hälfte dieser Proben verstieß gegen Vorschriften der „Kennzeichnung und Aufmachung“. Für die Verbraucher ist das zwar ärgerlich – gesundheitsschädlich ist das aber nicht. Weitere Mängel lagen in Verunreinigungen und in der Zusammensetzung der Produkte vor.

Digitalisierung wird spürbar

Grund für die stetigen Verbesserungen der Lebensmittelqualität ist auch das öffent­liche Interesse. Denn in Zeiten weltweiter Vernetzung und uneingeschränkter Informationsbeschaffung bleiben Pannen und Skandale nicht lange geheim. Auf Plattformen wie Foodwatch oder Lebensmittelsicherheit können sich Verbraucher über Täuschungen oder Lebensmittelskandale informieren.

Doch die Digitalisierung tangiert nicht nur in Form von Beanstandungs- und Beschwerde-Portalen im Internet unsere Nahrung. Via Blogs, Facebook, Instagram oder anderen Social-Media-Plattformen findet ein reger Austausch hinsichtlich Nahrungsmittel und zubereiteter Gerichte statt: 17 Prozent der Menschen in Deutschland posten mehrmals im Monat bis hin zu täglich oder sogar mehrmals täglich Bilder ihrer Speisen, hat Nestlé in seiner Studie herausgefunden. 29 Prozent haben sogar schon einmal ein Food-Video ins Internet gestellt, und jeder Siebte veröffentlicht mehrmals im Monat Zubereitungshinweise oder ganze Rezepte. Und auch der Online-Handel mit Lebensmitteln nimmt langsam Fahrt auf. Etwa ein Drittel der Verbraucher hat Nestlé zufolge bereits einmal Nahrungsmittel oder Speisen via Internet bestellt. „Wir rechnen damit, dass der Online-Einkauf von Lebensmitteln schon bald ganz selbstverständlich zu den alltäglichen Einkaufskanälen gehören wird“, folgert Béatrice Guillaume-Grabisch, Vorstandsvorsitzende von Nestlé Deutschland. 

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