Nachhaltige Fischerei

Branche muss nachhaltiger werden

Von Saskia Schumann · 2023

Rund 14 Kilogramm Fisch, Krabben und Meeresfrüchte verzehren die Deutschen pro Kopf und Jahr – an den Küsten sind es gar bis zu 30 Kilogramm. Fisch gilt als nahrhaft, gesund und lecker. Nachhaltig ist die Fischerei derzeit aber nicht; die Branche muss sich dringend neu aufstellen.

Ein Fischer holt ein Fisch aus einem Netz.
Fischerei muss arten- und umweltschonender werden. Foto: iStock / daniele russo

Seit Jahren steht die industrielle Fischerei in der Kritik, eines der wichtigsten Ökosysteme der Welt zu zerstören. Große Trawler ziehen jedes Jahr Millionen von Tonnen Meeresbewohner aus dem Wasser, holen mit riesigen Schleppnetzen alles an Bord, was schwimmt – neben Fisch auch Schildkröten, Säugetiere oder Seevögel. Was sie nicht gebrauchen können, geht als Beifang wieder über Bord. So töten die Fischernetze Millionen von Lebewesen, unterbrechen Nahrungsketten und zerstören Lebensräume. Zudem setzen die Netze Mikroplastik frei, das die Umwelt zusätzlich belastet. Und nicht selten verbleiben Netze im Meer und werden zur Falle für Meeresbewohner. Ein weiteres Problem ist die Überfischung: Rund um den Globus ziehen industrielle Fischereibetriebe mehr Fische aus dem Wasser, als auf natürlich Art nachkommen können. Die Populationen gehen überall zurück.

Maßvoll fischen für Nachhaltige fischerei

Neben den Meeresbewohnern leiden unter der derzeitigen Fischfangpraxis vor allem die Bevölkerungen von ärmeren Ländern und Inselstaaten. Für den traditionellen Fischfang bleibt kaum etwas übrig, zu überfischt sind viele Regionen auf der Welt. Doch auch in Deutschland zeigt sich das Problem – zum Beispiel anhand des extremen Rückgangs der Herings- und Dorschbestände in der Ostsee. „Nur stabile Fischbestände in einem guten biologischen Zustand können auch wieder maßvoll befischt werden“, sagt Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, der gemeinsam mit den Fischereiverbänden die Branche umweltgerechter und nachhaltiger gestalten möchte. Wichtig sei vor allem, Beifänge zu reduzieren, zum Beispiel mit modernen, selektiveren Fangmethoden. 

Grundsätzlich aber muss die Devise lauten: nur so viel Fisch entnehmen, dass sich die Bestände von selbst wieder regenerieren können – und das weltweit. 

Aquakulturen bergen andere Probleme

Damit die Weltbevölkerung aber trotzdem weiter ausreichend Fisch essen kann, sollen Aquakulturen helfen, den immer größer werdenden Bedarf zu decken. In künstlich angelegten Becken werden Fische, Muscheln und Krebse gezüchtet. Das Problem: Auch Aquakulturen sind nicht immer nachhaltig. „Trotz der Haltung vieler Fische und Meeresfrüchte in Aquakultur werden die Wildbestände nicht immer geschont“, erklärt Jana Fischer, Expertin von der Verbraucherzentrale Hamburg. So werde für die Fütterung von Raubfischen wie Lachs oder Forelle teilweise Wildfang oder Beifang aus dem Meer eingesetzt.

Zudem befinden sich Aquakulturen meist in Ländern wie Norwegen, Griechenland oder der Türkei, für Garnelen und Muscheln gar in Südostasien oder Lateinamerika – die Meerestiere legen also lange Wege zurück, bis sie im deutschen Handel landen. Und da die Tiere auf engem Raum zusammenleben, können sich Krankheiten schneller ausbreiten. Um das zu verhindern, werden häufig Antibiotika eingesetzt. Fischfarmen in Norwegen, vor allem die großen Lachsproduzenten, arbeiten aber bereits an nachhaltigeren Lösungen. So impfen sie zum Beispiel die Fische, um Antibiotika überflüssig zu machen.

Schon gewusst?

Ob Sie Fisch guten Gewissens kaufen können, hängt davon ab, wo er herkommt und wie er gefangen wurde. Auskunft geben Label und Gütesiegel von Organisationen, die sich gegen die Ausbeutung unserer Meere und für die Fischbestände einsetzen – darunter WWF, Greenpeace, Bio- oder Naturland oder MSC und ASC. Zwar unterscheiden sich die Bewertungskriterien voneinander, die Verbraucherzentrale hält die meisten Fischprodukte mit Siegeln jedoch für empfehlenswert.

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