Stark verarbeitete Lebensmittel

Wie wollen wir essen?

Von Michael Gneuss und Katharina Lehmann · 2023

Natürlich soll unsere Nahrung sein, rein und hochwertig. Und doch greifen wir immer wieder statt zu frischem Obst und Gemüse zu hochverarbeiteten Lebensmitteln. Auch wenn die Hersteller in der Werbung anderes versprechen – natürlich sind sie nicht.

Eine Hand hält einen Löffel und eine Schale mit Essen vor einem mit Lebensmitteln bedecktem Tisch.
Möglichst naturbelassen, frisch und pflanzlich sollte unser Essen sein. Foto: iStock / vaaseenaa

Morgens zum Kaffee einfach eine Pille schlucken, vielleicht noch einen Shake dazu – und schon ist die Nahrungsaufnahme für den Tag erledigt. Die optimierten Präparate stellen dem Körper zeitversetzt alle wichtigen Nährstoffe, Amino- und Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe zur Verfügung und versorgen ihn ausreichend. Die lästige Nahrungssuche und -zubereitung entfallen; der Genuss allerdings auch. Das klingt nach Science-Fiction, und – noch – ist es das auch. 

An apple a day …

Doch schon heute finden sich in Drogerien und Supermärkten Regale voller Pillen und Pülverchen. Lebensmittelexpertinnen und -experten stehen den Nahrungsergänzungsmitteln jedoch kritisch gegenüber: „Grundsätzlich ersetzen Nahrungsergänzungsmittel keine vollwertige und ausgewogene Ernährung“, erklären die Experten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Dass die Pillen eine nachweisliche Wirkung auf die Gesundheit haben, dafür bleiben angeblich die Hersteller den Beweis schuldig. Oft werden lediglich Wirkungen versprochen, die auf der Kombination von Vitaminen, Spurenelementen und pflanzlichen Auszügen in den Präparaten beruhen könnten.

In Studien nachgewiesen ist allerdings sehr wohl eines: Der regelmäßige Verzehr von frischem Gemüse und Obst verringert das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Diabetes Typ 2 – allerdings nur bei direktem Verzehr der gesamten Frucht. Nur so wird „das ganze Spektrum an lebensnotwendigen Nährstoffen und sekundären Pflanzenstoffen aufgenommen”, erklärt Ernährungswissenschaftler Bernhard Watzl von der DGE. Es sind also vor allem die naturbelassenen Lebensmittel, die uns guttun.

Esst mehr Pflanzen anstatt Stark verarbeiteter Lebensmittel

Doch genau hier hapert es bei vielen Deutschen: Etwa 88 Prozent der Bundesbürgerinnen und -bürger essen deutlich weniger als die Hälfte der täglich empfohlenen Menge von 600 Gramm Obst und Gemüse – stattdessen greifen sie zu fettigen Backwaren, industriell verarbeiteten Lebensmitteln und vor allem Fleischprodukten. Das Problem: „Bei einer fleischbetonten Ernährung ist nicht nur viel Fleisch da, sondern es fehlen die pflanzlichen Lebensmittel. Das hat Folgen, zum Beispiel für die Dickdarmkrebsentstehung, für das Risiko, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu bekommen, Diabetes oder Adipositas“, sagt Watzl. Komplett auf Fleisch verzichten müssten die Deutschen nicht, wohl aber den Anteil pflanzlicher Lebensmittel deutlich nach oben fahren und tierische dafür reduzieren.

Noch schlimmer wird es bei hochverarbeiteten Lebensmitteln, deren übermäßiger Verzehr nicht nur im Verdacht steht, Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes zu fördern, sondern, so neueste Forschungserkenntnisse, auch mitverantwortlich für das Entstehen von Demenz sein kann. Der Grund: Billige Zutaten, oft vor allem kurzkettige Kohlenhydrate und minderwertig Fette, ersetzen komplexe und hochwertige Nährstoffe. Aufbereitet wird das Ganze mit Zucker, Aromen und Konservierungsstoffen. Diese Stoffe können Entzündungen fördern, die Zusammensetzung des Mikrobioms unseres Darms verändern und zu einer Übersäuerung des Stoffwechsels führen. Zudem bleiben essenzielle Nährstoffe, Vitamine, Ballaststoffe und Mineralien dem Körper so verwehrt. Etwa die Hälfte aller in Deutschland aufgenommenen Nahrungsenergie stammt heute aus industriell verarbeiteten Lebensmitteln. Zeitgleich mit deren Ausbreitung ging die körperliche Aktivität zurück, und Adipositas und chronische Krankheiten, die von der Ernährung mitbedingt werden, wurden häufiger.

Wenn wir unserem Körper, unserem Geist und auch unserer Umwelt also wirklich etwas Gutes tun wollen, dann greifen wir beherzt bei natürlichen, pflanzlichen Lebensmitteln zu – und achten bei Fleisch auf die Qualität.

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