Flexitarismus

Nur gelegentlich Fleisch

Von Claudia Harbinger · 2021

Der Trend geht weg von Steak und Co. Die Diskussionen um Klimawandel und mehr Nachhaltigkeit beeinflussen auch die Ernährungsgewohnheiten der Deutschen. Insbesondere jüngere Menschen essen lieber fleischlos. Im Handel finden sich immer mehr Ersatzprodukte und die Wissenschaft erforscht im Labor neue Herstellungsverfahren.

Ein Teller mit Fleisch und einer mit Gemüse. Eine Hand zeigt auf den Gemüseteller. Thema: Flexitarismus
Immer mehr Deutsche sind fleischlos glücklich. Foto: iStock / itakdalee
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Fleisch ist nicht mehr nur Geschmackssache. Die Zustände bei der Massentierhaltung und in Schlachthöfen sowie der negative Einfluss der Rinderzucht auf das Klima schlagen buchstäblich auf den Magen. Zu den ethischen Überlegungen kommt der Gesundheitsaspekt. Viele Menschen sind bestrebt, lange gesund und fit zu bleiben, um ein hohes Alter zu erreichen. Der häufige Genuss von rotem Fleisch gilt als nicht unbedingt förderlich. Insbesondere junge Menschen verzichten immer häufiger auf Fleisch, Fisch oder gar alle tierischen Produkte, Frauen häufiger als Männer. So ernähren sich nach Schätzungen des Verbandes ProVeg rund zwölf Prozent der Deutschen vegetarisch oder vegan; der Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums kommt auf rund sechs Prozent. Aber: Mehr als 50 Prozent der Deutschen bezeichnen sich als Flexitarier, verzichtet also ab und zu bewusst auf Fleisch und achtet ansonsten stark auf dessen Herkunft und Qualität – und das über alle Altersgruppen hinweg. 

Flexitarismus: Fleischverbrauch reduzieren

Es muss nicht immer Fleisch auf den Teller. Auch eine pflanzenbasierte Ernährung bietet alle wichtigen Nährstoffe. Lediglich bei einem rein veganen Speiseplan bedarf es guter Kenntnisse, um eine Unterversorgung mit Nährstoffen zu vermeiden. So ließe sich die Weltbevölkerung nach Expertenmeinung mit pflanzlichem Protein aus Hülsenfrüchten oder Soja leichter und besser versorgen. Gänzlich auf Fleisch verzichten müssen wir deshalb trotzdem nicht: „Es geht um bewussteren, werteorientierten, ressourcenschonenden Konsum“, betont Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Der Fleischverbrauch liegt in der Bundesrepublik bei etwa 60 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Die bei einer vollwertigen Ernährung empfohlenen 300 bis 600 Gramm pro Woche, circa 30 Kilogramm pro Jahr, würden völlig ausreichen. Die Industrie hat reagiert und bringt neue Produkte auf den Markt, mit denen Verbraucher fleischlos glücklich werden sollen. Die zumeist auf Soja basierenden Erzeugnisse heißen häufig immer noch Schnitzel, Burger, Nuggets oder Wurst und ähneln diesen von der Form her. Stefan Weigt vom Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung e.V. findet diesen Eins-zu-Eins-Ersatz grundsätzlich nicht so gelungen: „Vor allem, wenn viel Fett, Salz und künstliche Zutaten dafür notwendig sind. Stark verarbeitete Fertigprodukte sind oft keine gute Alternative.“ Er plädiert für eine vollwertige Ernährung, bei der individueller Genuss und Bekömmlichkeit im Vordergrund stehen und empfiehlt, die Gerichte frisch und schonend selbst zuzubereiten.

Vielfalt kosten

Ein Umdenken hat bereits eingesetzt. Restaurants, Kantinen und Mensen bieten regelmäßig fleischlose Gerichte als Alternative, Schulen und Kitas machen Veggie-Days. Zahlreiche Multiplikatoren zeigen online und offline spannende Rezepte ohne erhobenen Zeigefinger auf. In der Corona-Pandemie stehen mehr Menschen am eigenen Herd, selbstgekochtes Essen gewinnt wieder an Wert. Man kann sich so mit den eigenen Ernährungsgewohnheiten auseinandersetzen und viel ausprobieren.

Wussten Sie schon, dass ...

… sich Fleisch auch im Reagenzglas erzeugen lässt? Die technologische Innovation heißt In-vitro-Fleisch und basiert auf Methoden der Gewebezüchtung. Die Ausgangszellen werden dem Tier schmerzfrei mittels Biopsie entnommen, ohne dass es getötet werden muss. Doch die Herstellung ist noch sehr energieaufwendig und teuer. So sind bisher keine größeren Mengen verfügbar, auch wenn mehrere Firmen darauf hinarbeiten.

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