Nachhaltigkeit

Heute Verantwortung für morgen übernehmen

Von Nadine Effert · 2019

In Zeiten, in denen Schulkinder jeden Freitag für eine bessere Klimapolitik auf die Straße gehen, rückt das Thema Nachhaltigkeit immer mehr in den Fokus der deutschen Konsumbevölkerung. Deshalb, aber nicht ausschließlich, erfährt die Ausrichtung etwa an Biodiversität und Ressourcenschonung neue Relevanz auf allen Produktionsebenen der deutschen Agrar- und Lebensmittelindustrie.

Junge Menschen gärtnern auf einem städtischen Acker. Thema: Nachhaltigkeit
Immer mehr Menschen achten beim Kauf von Lebensmitteln auf deren Herkunft. Foto: iStock/julief514

Rund 100 Kilogramm Gemüse, 65 Kilogramm Obst, 60 Kilogramm Fleisch, 14,5 Kilogramm Eier, etwa 52 Liter Milch: So viel verbrauchten wir Deutschen laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in 2018 – pro Kopf. Und mit diesen Beispielen ist die Einkaufsliste natürlich längst nicht erschöpft. Und die Nachfrage steigt. Bevölkerungswachstum, aber auch Lebensmittelverschwendung tragen dazu bei. Höhere Erträge sind somit das Ziel und zugleich Herausforderung der Landwirtschaft. Denn eine Intensivierung sollte zum Beispiel nicht zu Lasten der Biodiversität gehen oder Ressourcen verschwenden.

Umdenken erforderlich

Wie sieht also eine zukunftsfähige Landwirtschaft aus? Wenn es nach den Vereinten Nationen geht, lautet die Antwort beziehungsweise das Ziel: „Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen sowie eine nachhaltige Landwirtschaft fördern.“ Dafür müsste die Produktivität gesteigert, die mit der Landwirtschaft verbundenen Umweltschäden reduziert und die Nutztierhaltung so organisiert werden, dass sie von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragen werden. Keine einfache Aufgabe. Außer Frage steht daher, dass es neuer Ansätze in der Nahrungsmittelproduktion bedarf, zum Beispiel den Einsatz moderner Technologien. So bekennt sich auch die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) zur modernen Landwirtschaft. Es gelte, Innovationen zu ermöglichen und die Potenziale der Digitalisierung zu nutzen. Deutschland brauche dafür ein Klima, das Forschungsfreiheit, Erfindergeist und Innovationsbereitschaft fördert.

Nachhaltigkeit: Keine Nische mehr

Apropos gesellschaftlicher Konsens. Immer mehr Menschen interessieren sich für Nachhaltigkeit. Rund 30 Millionen Deutschen ist das Thema wichtig, das geht aus der aktuellen Umfrage „Spotlight: Nachhaltiger Konsum“ der GroupM-Forschungsunit M Science hervor. Dabei wird mit nachhaltigem Konsum in erster Linie Umweltschutz (36 Prozent) assoziiert. Und: Am häufigsten achten Verbraucher tatsächlich beim Kauf von Lebensmitteln auf Nachhaltigkeit (64 Prozent). Hier sind denn auch die Auswahlkriterien am relevantesten, die direkt mit Nachhaltigkeit zu tun haben, zum Beispiel Regionalität oder Bio-Siegel. 

Bio-Markt nimmt Fahrt auf

Im Jahr 2017 wurden mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken erstmals über zehn Milliarden Euro umgesetzt. Im vergangenen Jahr kratzte der Umsatz im Bio-Markt an der elf Milliarden-Euro-Marke. Stärkste Treiber sind dabei Bio-Milch- und Molkereiprodukte, -Fleisch sowie das -Trockensortiment, wozu zum Beispiel Getreide und Müsli zählt. Warum der Griff zum Bio-Produkt erfolgt, hat eine PwC-Konsumentenbefragung 2017 herausgefunden: Vor allem eine Änderung des Lebensstils (26 Prozent), eine plötzliche Lebensmittelunverträglichkeit (35 Prozent) und ein Lebensmittel­skandal in den Medien (21 Prozent) tragen zum Kauf von Bio-Produkten bei. Hauptgrund für den Kauf von Produkten aus ökologischer Landwirtschaft ist die Annahme der Verbraucher, dass diese unbehandelt, frei von Zusatzstoffen und von Gentechnik sind. Tierwohl und Regionalität sind auch wichtig. 

Quelle: dvi, 2018

Ist die Zukunft vegan?

Wem das Wohl der Tiere besonders am Herzen liegt, der ernährt sich vegetarisch oder vegan – und lebt diesen Lifestyle auch außerhalb des Tellers. Einst eine kaum wahrgenommene Randerscheinung, wächst die Zahl der Anhänger dieser Ernährungsweisen stetig. Die Anzahl der Menschen in Deutschland, die sich selbst als Vegetarier einordnen, liegt laut Statistischem Bundesamt aktuell bei 6,1 Millionen – 800.000 mehr als noch vor fünf Jahren. Insgesamt gesehen sind das aber gerade einmal sechs Prozent, vegan lebt lediglich ein Prozent der Deutschen. Dabei hätte allein der Verzicht auf Fleisch neben ethischen, auch ökologische Auswirkungen positiver Natur. Die Produktion von Fleisch und vor allem die steigende Nachfrage gilt als eine Hauptursache für die Abholzung des Regenwaldes in Südamerika. Wozu es führt, wenn in der Trockenzeit Feuer zur Rodung gelegt werden, zeigten schockierende Bilder, die im August um die Welt gegangen sind. Vor den Klimafolgen eines übermäßigen Fleischkonsums haben auch jüngst die Autoren des IPCC-Berichtes gewarnt. Die Zukunft der Ernährung müsse sich genauso wie der Umgang mit Ressourcen und der Natur ändern – und zwar jetzt. Das eigene Konsumverhalten zu überdenken, auf Produkte aus Massentierhaltung zu verzichten, ist im Prinzip gar nicht schwer, vor allem, weil es heute unzählige (leckere) Alternativen gibt. Von einer „natürlich guten“ Lebensweise würden am Ende schließlich alle profitieren – Mensch, Tier und das Klima.

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